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WA Autobio

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Saved by Joachim Linder
on April 18, 2011 at 7:40:18 pm
 

 

Alexis: Autobiographik und Briefe

 


 

Willibald Alexis' autobiographische Fragmente

 

In Theodor Hells Penelope. Taschenbuch der Häuslichkeit u. Eintracht gewidmet sind die folgenden autobiographischen Texte von Alexis erschienen: 

 

      1. Das Nonnenkloster zur heiligen Katharina in Breslau während der Belagerung 1806. Ein Kapitel aus meinem Leben. 1837. S. 316/50. 
      2. Drei Blätter aus meinen Erinnerungen. 1839: a. Walladmor. S. 303/24.  — b. Dreimal in Weimar. S. 324/43. — c. Meine Zeitgenossen. S. 343/71. (W. Müller. W. Hauff. W. v. Normann. L. Halirsch. W. Neumann. W. Albrecht).
      3. Die Kosakken. 1840. S. 377/416.
      4. Einige Theatererinnerungen [geschrieben 1839]. 1842. S. 1/99
      5. Mein Marsch nach Frankreich. 1844. S. 1/64.
      6. Leben im Lager und vor den Festungen. 1845. S. 92/181.
      7. Mein Ardennenleben. 1846. S. 1/71.

 

Buchausgaben mehrfach, aber zumeist auf der Basis von Erinnerungen von Willibald Alexis. Herausgegeben von Max Ewert. Berlin, Concordia Deutsche Verlagsanstalt, 1897. (Die Ewert-Ausgabe wurde von Karl Emil Franzos als vierter Band in die Sammlung Aus dem 19. Jahrhundert. Briefe und Aufzeichnungen (Berlin: Concordia 1900) übernommen und ist in dieser Fassung bei Google digitalisiert: PDF).

Vor allem die biographisch-chronologische Anordnung Ewerts wurde in der Folgezeit zumeist übernommen. S. u. a. Eine Jugend in Preussen. Erinnerungen. Mit einem Nachwort und Anmerkungen von Carsten Wurm. Berlin: Rütten und Löning 1991. Diese Ausgabe rekurriert auf die Penelope-Texte und nimmt die Kürzungen Ewerts zurück, läßt aber die Theatererinnerungen aus. 

 

Alexis' Kriegserinnerungen (aus 5, 6, 7) wurden bei Reclam in den Jahren 1916 und 1937 veröffentlicht (allfällige Bearbeitungen habe ich nicht überprüft).

 

S. dazu Norbert Otto Eke: Der Kritiker in der Kritik. Willibald Alexis, das Junge Deutschland und Alexis' autobiographische Fragmente Erinnerungen aus meinem Leben. In: Willibald Alexis (1798 - 1871). Ein Autor des Vor- und Nachmärz. Hg. Wolfgang Beutin und Stein Peter. (Vormärz-Studien, Bd. 4) Bielefeld: Aisthesis-Verl., 2000. 55–80.

 

 

Briefe von/an Willibald Alexis

 

Briefe an Wolfgang Menzel. Aus: Heinrich Meisner (Hg.): Briefe an Wolfgang Menzel.Berlin: Litteraturarchiv-Ges. 1908.


 

Herrn Wolfgang Menzel beehrt sich der Unterzeichnete als Beweis seiner unpartheiischen Achtung die beiden Bände seiner gesammelten früheren Novellen zu übersenden. Wenn er ihn bittet die Anzeige derselben im Morgenblatte selbst zu besorgen, so geschieht dies weder mit der Bitte noch mit der Erwartung gelobt zu werden. Unsre Ansichten weichen von einander ab, wenn es die Richtung betrachten gilt, die die neuere Poesie einnimmt; in der Gesinnung und in der Ansicht über den Quell, aus dem alle Poesie schöpfen und über den Geist, der über jeder Dichtung wehen muß, hofft er mit Wolfgang Menzel einträchtig zu sein. Wollte derselbe seine abweichende Ansicht über die neuere Novelle der Beurtheilung dieser Buchproben anschließen, würde sich ihr Verfasser geschmeichelt fühlen. Unter Versicherung wahrer Hochachtung

Berlin den 12ten März 1830

W. Haering

 

Berlin, den 10ten Juli 1830,

Ich hätte eher des Himmels Einfall als diesen Brief erwartet, von einem Manne, den ich achte, sehr achtete und dem ich die deutlichsten Beweise davon (wenn er es noch nicht weiß) geben könnte, indem ich ihm verschiedene scharfe, bittere und hämische Angriffe zusendete, die mir gegen ihn eingereicht worden, die ich aber aus Achtung für ihn und sein Bestreben zurückgewiesen habe. Ihre gebrauchten Ausdrücke rechne ich auf eine augenblickliche gereizte Stimmung und bin überzeugt, daß Sie dieselben selbst zurücknehmen würden, wenn Sie den Brief nicht am nämlichen Tage zur Post befördert hatten. Ich werde ihn vernichten, und was die Ausdrücke betrifft, als nicht geschrieben annehmen. Was die geforderte Ehrenerklärung betrifft, so kann ich sie nicht geben, da es mir nicht im entferntesten eingefallen ist Ihre Ehre zu kränken. Wenn Sie den betr. Aufsatz überlesen, werden Sie sich überzeugen, daß ich, statt Sie kränken, oder belehren zu wollen, oder was Ihnen sonst einfällt, meinem Werke unterzuschieben, im Gegentheil meine volle Achtung für Ihre Urtheilskraft — ohne deshalb mit Ihrem Urteil übereinzustimmen — ausgesprochen habe. — Wollen Sie sich, dessen ungeachtet, für gekränkt halten, so liegt Ihnen das Mittel sich zu rächen, sehr nahe, indem ich Ihnen meine Novellen zur Abgabe Ihres eigenen Urtheils im Lit. Bl. selbst zugesandt habe. Wie dies auch ausfallen mag, so versichere ich Sie im voraus, daß mich dies in meinem Versichern zu keiner Änderung bringen wird. Ebensowenig werde ich Anfeindungen gegen Ihre Person aufnehmen, als Ihr angedrohter Krieg mich hindern soll, Ihrem Talente in meinem Blatte die Achtung zu erweisen, die ich dafür hege.

Zimmerstr, 95. Ew. Wohlgeboren erg.

W. Haering

 

B. den 11ten Juli

Abgesehen von dem Briefe, mein Herr, an den ich nicht mehr denken will, heut bei ruhigerer Stimmung ein Wort über die Sache selbst. Ich habe meine Vorrede wieder überlesen und mag jetzt glauben, wie ein Mann wie Sie sich gekränkt fühlen kann, wenn er alles darin Gesagte auf sich bezieht. Ich nehme an, Sie hätten mich auf freundliche Weise, wie es unter literarisch Gebildeten sich schicken würde, zur Rede gestellt, so antwortete ich Ihnen darauf: Mir ist nichts weniger in den Sinn gekommen, als Ihnen mit der Vorrede eine Lection zu lesen oder Sie belehren zu wollen. Der ganze Aufsatz war kein Angriff, sondern eine Vertheidigung. Unter meinem nächsten Umgange, persönlich und literarisch eng Befreundeten, (ich nenne Ihnen discretionsweise Hitzig, Chamisso u. A.) herrscht diese Ansicht über die neuern Novellen, die Sie nicht als Poesie wollen gelten lassen. Ich war und bin mit meinen besten Freunden in beständigem Kampfe über Tiecks Novellen und was dahin gehört. Gegen diese Freunde (die freilich sämmtlich aus der Schlegelschen Schule hervorgegangen) die Novelle für die Poesie zu vindiciren, schrieb ich vor ungefähr zwei Jahren die Vorrede, deren Publication sich aber durch Reisen verspätet hat. Es war eine Schutz- und Trutzschrift, die ich jetzt nicht mehr für nöthig hielte, eine Rechtfertigung meines Bestrebens zunächst und nichts weniger als eine Doctrin oder ein polemisirender Angriff, — Sie, mein Herr, zu meinen, wurde ich veranlaßt, indem eben meine Freunde Sie gern als kritischen Promachos für ihre Meinung anführten. Ihre bekannte Ansicht über Göthe, die große Verehrung für J. Paul dagegen, der wegwerfende Ausdruck Kartoffelpoesie über W. Scott, Ihr gediegenes Lob Tiecks in seiner ältern Periode und dagegen die sehr kurze Abfertigung seiner neuen Novellendichtungen in Ihrer „Literatur" und besonders eine erste Kritik über seine Cevennen, worin Sie, ich erinnere mich
nicht mehr der Worte, es dem Dichter zum Vorwurf zu machen schienen, der modern historischen Weise Scotts gefolgt zu sein, außerdem manche gelegentliche Aeußerung in Ihren tadelnden Kritiken über Versuche jüngerer Dichter, auch Privatmittheilungen so eines Verstorbenen, bestimmten mich, nach dem Totaleindruck, den ich bei einer frühern, flüchtigeren Durchlesung Ihrer „Deutschen Literatur" gewonnen, Ihre Unzufriedenheit mit dem ganzen neuen Treiben der Tagesliteratur ganz besonders auf die neuere Novellenliteratur, die recht eigentlich dazu gehört, zu beziehen. Der Eindruck, den eine mit unzufriedenem Sinne abgefaßte Schrift auf einen Zufriedenen macht, ist unangenehm, er geht mit der durch das Ganze eingeeimpften Stimmung auch zu den Details. Die heftige Opposition gegen das Mittelmäßige kam mir von je unnöthig vor, weil es in sich selbst zerfällt und das wahrhaft Große und Schöne eben durch diese Folie nur gewisser und — auch schneller zur Anerkennung kommt; auch war es von je meine Lust, selbst in dem verkehrten den bessern Funken heraus zu erkennen, daher befreundete ich mich nie mit der vernichtenden Kritik. Die Ansicht hat sich vielleicht etwas modificirt. Ich bekenne Ihnen, daß ich seitdem Ihre Literatur mit andern Augen gelesen, daß Manches, was mir damals zu streng und nur aus erbittertem Gemüth geflossen schien, mir jetzt gerechtfertigter erscheint und beispielsweise Ihr Urtheil über Scott im Zusammenhange mir nicht mehr so herbe vorkommt, wie damals. Mit Ihrer Ansicht über den Roman, in Ihrer negativen Ausführung, bin ich einverstanden, und was die Novellen betrifft, will ich gern annehmen, daß Ihr Verdict nur gegen die Fabrikarbeit gerichtet war. Und noch vollkommener räume ich Ihnen ein, daß Sie [sich] etwas kräftiger und „weit kräftiger" auszudrücken wissen als ich. Ist Ihnen mit einer gelegentlichen Erklärung jener Art gedient, so bin ich gern dazu bereit. Aber auch jetzt begreife ich nicht, was die Ehre hiermit zu thun hat und wo sie nicht gekränkt ist, kann auch von keiner Repention durch eine Ehrenerklärung die Rede sein. 

E. W. ergb. W. Haering

 

Berlin, den 21ten August 1830.
Die gewünschte Erklärung werde ich mit nächstem abfassen und für die Bl. für lit. Unterhaltung einsenden. Alsdann schiene es mir die beste Form: Sie ließen diese Erklärung als Anmerkung aber unter der Anzeige meiner Novelle in Ihrem Lit. Bl. abdrucken, etwa unter der Formel: Was den Introitus zur Vorrede betrifft, so hat W. Alexis selbst in den Bl, für Lit. Unt. sich dahin erklärt. Sollte Brockhaus wider Erwarten Anstand nehmen, so lasse ich die Erklärung im Freimüthigen abdrucken, dessen Publicum sich sehr vermehrt hat, und schicke sie Ihnen. Somit wäre hoffentlich die verdrießliche Sache abgethan, in der ich mich, was ich Ihnen jetzt eingestehen muß, übereilt habe. Ich würde in diesem Augenblick vielleicht die ganze Vorrede weggelassen haben, etwas Kränkendes für Sie, das wiederhole ich hiermit feierlich, sollte indessen und konnte nicht darin liegen.
Mit aller Achtung Ihr ergebenster

W. Haering

 

 

 

 

 

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